30 Jahre ohne §175

30 Jahre ohne §175: Ein historischer Meilenstein für die LSBPTIANQ-Community in Deutschland

Heute vor 30 Jahren, am 11. Juni 1994, wurde der diskriminierende §175 StGB endgültig abgeschafft. Dieser Paragraph kriminalisierte über 123 Jahre lang sexuelle Handlungen zwischen männlich eingeordneten Personen und legitimierte die staatliche Verfolgung von schwulen, bisexuellen und pansexuellen Männern. Außerdem wurden unter dem Paragraphen auch trans*, nicht-binäre, agender und inter* Personen verfolgt, wenn diese bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordneten bekamen und Sex mit anderen Personen hatten, die ebenfalls als „männlich“ galten.

Die Geschichte des §175 ist eine Geschichte des Leids und der Diskriminierung. Tausende wurden verurteilt, ihre Liebe kriminalisiert. Der Kampf gegen diesen Schandparagraphen war lang und mühsam, aber heute erinnern wir uns daran, wie weit wir gekommen sind.

Von der vordemokratischen Kriminalisierung im 19. Jahrhundert bis zur erschreckenden Verschärfung durch die Nationalsozialisten, die die totale Kriminalisierung männlicher Homo-, Bi- und Pansexualität und der Sexualität vieler trans*, inter*, nicht-binärer und agender Menschen einführten – die dunklen Kapitel unserer Geschichte dürfen nicht vergessen werden.

Doch der letzte Anstoß zur Abschaffung kam paradoxerweise aus der DDR, die mit Beginn des Endes des SED-Regimes 1988 eine fortschrittlichere Haltung einnahm. Erst mit der Wiedervereinigung und den anhaltenden Protesten gelang es, den § 175 endgültig zu streichen und eine einheitliche Jugendschutzregelung einzuführen.

Heute wirkt die Vorstellung eines solchen Gesetzes befremdlich. Junge Menschen können kaum glauben, dass es einst Realität war. Doch genau deshalb ist es wichtig, sich zu erinnern und weiterhin für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung zu kämpfen.