Die Einrichtung des Drogenkonsumraums in Dortmund ist unzweifelhaft eine Erfolgsgeschichte – und zwar ordnungs- als auch drogenpolitisch. An dieser Stelle sei nur auf einige markante Daten verwiesen, die die 15-jährige Arbeit in der Drogenhilfeeinrichtung kick dokumentieren:
- Über 470.000 Mal konsumierten Dortmunder Abhängige im Drogenkonsumraum – zu über 90% Heroin. Die Inanspruchnahme ist dabei Jahr für Jahr gestiegen.
- In all diesen Fällen konnte das Infektionsrisiko mit HIV/Aids oder Hepatitis durch hygienische Konsumbedingungen deutlich reduziert werden, in keinem Fall endete das „Russische Roulette“ Drogenkonsum tödlich: Bei 1.400 Notfällen konnten die Klienten durch unmittelbare Erste-Hilfe-Maßnahmen gerettet werden.
- Inzwischen wird zu über 60% inhalativ konsumiert – bundesweit die höchste Rate und ein Erfolg der kontinuierlichen „safer-use-Bemühungen“, ist doch das „Blech rauchen“ im Vergleich zum intravenösen Konsum die gesundheitsschonendere Variante.
- Mehr als 63.000 medizinische Hilfen (einschl. HIV-/Hepatitis-Testungen) durch Ärztin/Krankenpflegepersonal wurden geleistet, die schlechte gesundheitliche Situation vieler Drogenabhängiger so deutlich verbessert.
- Die Sozialarbeiter führten über 16.000 intensive Beratungsgespräche durch, weitere 5.500 Klienten konnten in weiterführende Einrichtungen (v. a. Entgiftungsbehandlungen) vermittelt werden.
- Mehr als 2,67 Millionen gebrauchte Spritzen oder Kanülen wurden entsorgt – den Abhängigen jeweils im Tausch „1:1“ sterile Utensilien ausgehändigt.
- Neben den direkten positiven Effekten auf individueller Ebene (Reduzierung von Folge-/Begleiterkrankungen, psychosoziale Stabilisierung, Initiierung von Ausstiegsprozessen) konnten also auch die Belastungen für andere Bürger reduziert werden – etwa hinsichtlich öffentlicher Spritzenfunde oder öffentlichem Konsumgeschehen.
- So positiv die Lage auf kommunaler Ebene ist – nicht zuletzt dank breiter politischer Unterstützung und einer kontinuierlichen und konstruktiven Zusammenarbeit mit den Ordnungs- und Sicherheitsbehörden: Die bundesweite und rechtliche Situation gibt nach wie vor Anlass zu großer Sorge.
- So ist die Zahl der Drogentoten in Dortmund seit dem Jahr 2000 (45 Drogentodesfälle) kontinuierlich und deutlich gesunken (2016: 4), bundesweit allerdings steigen die Zahlen seit einigen Jahren wieder.
- Die Drogenbeauftragte (Frau Mortler, CSU) betont ungeachtet dessen und gegen die fachlichen Empfehlungen vieler Fachverbände nahezu ausschließlich präventive und abstinen-orientierte Hilfen. Der überfällige flächendeckende Ausbau überlebenssichernder und schadensminimierender Hilfeangebote wird sträflich vernachlässigt – mit verheerenden Folgen für Drogenabhängige.
- Fachlich angezeigt ist zudem schon lange, Drogenkonsumdelikte endlich zu entkriminalisieren, um u. a. den Teufelskreis aus (Beschaffungs-)Kriminalität und fortschreitender Desintegration zu durchbrechen.
- Einer nachhaltigen Reduzierung der Beschaffungskriminalität steht schließlich immer noch die fehlende „Originalstoffvergabe“ entgegen:
- Nur eine flächendeckende Realisierung der Diamorphin-Substitution für Schwerstabhängige hätte hier einen tatsächlichen Entlastungseffekt – von den positiven gesundheitlichen und psychosozialen Folgen für die vielen, aktuell nicht hinreichend behandelten Drogengebraucher ganz zu schweigen.
- Hier bleibt nur zu hoffen, dass die rechtlichen Hürden für den bedarfsgerechten Ausbau der Diamorphin-Substition gesenkt werden und sich grundsätzlich die Drogenpolitik endlich den tatsächlichen Realitäten stellt.